Neubau Polizeipräsidium Heilbronn
Das bestehende Moltkeareal ist durch eine heterogene Bebauungs-, Grün- und Parkplatzsituation geprägt. Mit dem Rückbau der abgängigen Bauten besteht die Chance das Areal neu zu ordnen und einen Behördencampus mit eigener Identität zu etablieren.
Das vorgeschlagene städtebauliche Konzept basiert auf einer Nachverdichtung des Areals mit Gebäudesolitären im Wechsel mit klar ablesbaren grünen Inseln. So entstand ein grüner Behördencampus mit hoher Aufenthaltsqualität, der die Bestandsbauten des Polizeipräsidiums und des Finanzamtes einbindet und in angemessener Form die angrenzende Wohnbebauung berücksichtigte. Auf einer öffentlich zugänglichen Hoffläche wurde das Kunstwerks „Heilbronner Kapitell“ des 2014 verstorbenen Berliner Künstlers Thomas Lenk neu aufgebaut, bzw. saniert.
Der gebaute Erweiterungsbau des Präsidiums, mit der Fassung des Polizeihofes, arrondiert die vorhandene Bebauung mit einem kräftigen Baustein an der Nordseite des Bestandes. Somit wird das Polizeiareal zu einer geschlossenen Zelle zusammengefasst, wobei die neuen Bauteile sowohl funktional als auch architektonisch zu einer Einheit wurden. In diesem Zusammenhang wurde der ausdrucksstarke Materialkanon des Bestandes für den Erweiterungsbau aufgegriffen, neu interpretiert und weitergeführt. Somit ist der gesamte Standort des Polizeipräsidiums durch Materialien wie Sichtbeton und Ziegelmauerwerk in Kombination mit dunklen Metalloberflächen geprägt.
Der Erweiterungsbau wurde im Erdgeschoss direkt an den Bestandsbau angeschlossen. Im Erdgeschoss befindet sich eine repräsentative Empfangshalle mit drei Oberlichtern, welche für verschiedene Veranstaltungen der Polizei genutzt wird. Die Regelgeschosse, mit flexiblen Grundrissen sind im 1. bis 3. Obergeschoss angeordnet. Die Konstruktion und Erschließung ist dabei so ausgelegt, dass im Rahmen des Ausbaurasters räumliche Veränderungen möglich sind, ohne in die Grundsubstanz des Hauses eingreifen zu müssen. Der fünfgeschossige Erweiterungsbau beherbergt unter anderem die Leitung des Präsidiums, die Kriminalinspektionen Cybercrime sowie das Führungs- und Lagezentrum. Insgesamt entstanden ca. 200 hochinstallierte Arbeitsplätze im Gebäude. Als gesonderter Sicherungsbereich mit erhöhten Anforderungen ist im 4. OG des Erweiterungsbaus das FLZ (Führungs- und Lagezentrum) platziert. Den hohen technischen Anforderungen entsprechend wurde ein eigener Serverraum, ein Doppelboden und große Flächen für Visualisierung von Großformatbildschirmen realisiert.
1.Preis Wettbewerb 2015
Auftraggeber: Vermögen und Bau Baden-Württemberg
Standort: Heilbronn
Leistungsphasen: 2-8
Größe: 7.377m² BGF
Bauvolumen: 29,1 Mio.€
Leistungszeitraum: 2015 -2022
Das gesamte Tragwerk des Neubaus besteht aus einer robusten und kostengünstigen, fugenlos konzipierten Stahlbetonskelettkonstruktion. Hauptmerkmale sind 25 cm dicke, unterzuglose Flachdecken, 25 bis 30 cm dicke Wände, sowie Stützen mit Dicken von 30 cm bis 40 cm. Die Gründung erfolgt durch eine Pfahlgründung mit Großbohrpfählen. Die Geschossdecken sind als Unterzug freie, punktgehaltene STB-Flachdecken hergestellt worden. Die Aussteifung des Gebäudes erfolgte durch die Geschossdecken, über Wandscheiben und die Treppenhauskerne.
Die Fassadenbekleidung wurde mit einer Ziegelvorsatzschale geplant. Die Fensterbänder aus dunklen Aluminiumelementen sind präzise in die Fensterbänke aus Betonfertigteilen eingelassen. Die Fenster sind zu Lüftungs- und Reinigungszwecken zu öffnen. Zusätzlich sind in die Fensterbänder einbruchs- und witterungsgeschützte Elemente integriert, die zur Lüftung und Nachtauskühlung geöffnet werden können.