Neubau ▪ Campuserweiterung Fakultät Pflege und Gesundheit sowie Sport
▪ Hochschule Fulda

Die Hochschule Fulda benötigte für die Fachbereiche Pflege und Gesundheit sowie den Hochschulsport im Zuge der Campuserweiterung einen Neubau. Zu diesem Zweck wurde ein Architekturwettbewerb auf dem Gelände des ehemaligen Kasernengeländes
ausgelobt, welchen unser Büro 2016 gewann.
Bei der Betrachtung des Areals mit den denkmalgeschützten Gebäuden der Reithalle und des Reitstalls fiel zunächst die Heterogenität des Standortes auf.

Im Vergleich zu den historischen Plänen der geordneten Struktur wirkte der Status-Quo mit seinen verschiedenen An- und Umbauten fragmentarisch.

1.Preis Wettbewerb 2016
Auftraggeber: Land Hessen
Standort:
Fulda
Leistungsphasen:
1-8
Größe:
10.125 m² BGF
Leistungszeit:
2016 – 2022

Die Identität des Ortes
Leitidee für den Entwurf war es, den Raum als solchen zu beruhigen, bzw. eine zusammenhängende städtebauliche Struktur zu entwickeln, welche das entstehende Ensemble zwischen Bestand und Neubebauung in Beziehung setzt. Ziel ist dabei eine unprätentiöse, bzw. selbstverständliche gestalterische Einheit zwischen Alt und Neu zu entwickeln. Weiterhin ist die Schaffung einer wahrnehmbaren Adresse und qualitativ hochwertiger Räume, sowie die räumliche Vernetzung des neuen Standortes mit dem Areal der Hochschule ein zentrales Thema des Entwurfes.

Städtebauliche Figur / Klammer
Mit einer Gebäudehöhe von vier Geschossen schließt die Neubebauung an der Fassade der JUMO GmbH an, wechselt ihre Ausrichtung im Bereich des Haupteinganges und mündet an der Rückseite des Gebäudes 51. Durch diese klammerartige Bewegung der Struktur entstehen zwei Innenhöfe mit unterschiedlichen Charakteren.

Der Bereich des historischen Reitstalles wird durch eine eingeschossige Aufstockung in diese städtebauliche Figur eingebettet. Der Bereich zwischen Reithalle und Reitstall wird bewusst von einer Bebauung freigehalten, um die Raumfolge des Platz-Wegesystems entlang der Verbindungsachse zwischen bestehender Hochschule und Neubau zu stärken.

Potential und Qualitäten der Innenhöfe
Durch die städtebauliche Figur entstehen im Bereich der Haupteingänge und des zentralen Foyers zwei raumprägende Höfe. Der mit Kiefern begrünte erste platzartige Innenhof entlang der neuen
Verbindungsachse zwischen bestehender Hochschule und Planungsgebiet besitzt dabei einen öffentlichen Charakter und fasst Neu- und Altbauten zusammen.

Der zweite Innenhof stellt einen introvertierten Raum für die interne Institutsnutzung dar. Im Zuge eines Wettbewerbes für Kunst am Bau installierte hier der Künstler Franz Erhard Walther 2022 die Arbeit „24 Scheiben“.

Adressbildung und Haupteingänge
Im Bereich des Richtungswechsels der o.a. städtebaulichen Klammer befindet sich im Bereich der Moltkestraße ein repräsentativer Haupteingang des Neubaus. Von hier aus schließt eine großzügige Foyersituation an, welche an die beiden Innenhöfe anbindet.

Ein weiterer Eingang befindet sich im Bereich des Foyers und des ersten platzartigen Innenhofes entlang der Verbindungsachse zwischen Planungsgebiet und Bestand der Hochschule. Hierdurch erfolgt eine enorme Stärkung der Adresse innerhalb des Gefüges, sowie eine vitale und erlebbare Vernetzung mit dem Bestand, da der Besucher / Student von der bestehenden Hochschule kommend die Option hat, den Neubau direkt über den platzartigen Hofbereich zu betreten.

Das Verhältnis zum historischen Bestand
Der Neubau interpretiert den Rhythmus der historischen Ziegelfassade und dessen Materialität auf eine zeitgenössische Art und Weise. Bewusst zeigt sich dieser dabei unprätentiös und zurückhaltend, um ein gestalterisch homogenes Bild mit dem Bestand zu erreichen. Der Reitstall wird durch ein Geschoss aufgestockt und bleibt mit seiner historischen Fassade ablesbar. In seiner inneren Struktur knüpft dieser nahtlos an den Neubau an.

Fachbereichsverwaltung
Die Büroflächen für die Fachbereichsverwaltung sind eingangsnah und zentral im Gebäudetrakt des ehemaligen Reitstalls angeordnet. Der zweigeschossig ausgebildete Raum, mit einer Verbindung von Erd- und Zwischengeschoss, bietet eine offene und transparente Arbeitsatmosphäre in der ablesbar gestalteten, historischen Bausubstanz.

Fachpraktische Flächen / Labore / Werkstätten
Die unterschiedlichen Funktionsbereiche und Werkstätten sind schlüssig in der Gebäudekubatur verteilt und über die Erschließungskerne auf kurzem Weg miteinander verbunden. Der Trainingsraum / Physiotherapie ist dem Sportbereich zugeordnet. Hier können u.a. die Umkleideräume gemeinsam genutzt werden. Der Bereich Hochschulsport / Pflege/ Gesundheit wird in der ehemaligen Reithalle und daran angrenzend platziert. Der Bereich hat einen eigenen, autarken Eingang.

© Fotografien: Werner Huthmacher

© Fotografie Bestand, Modellfoto: Atelier 30