Bei dem Gebäudeensemble der Neubau FuldaLofts „business and living“ in der Kasseler Unterneustadt handelt es sich um einen Mischkomplex aus‚ Wohnen, Büros und Praxen. Der Komplex umfasst eine BGF von ca 6.267 qm und wurde 2018 fertiggestellt.

Das städtebauliche Entwicklungskonzept der Kasseler Unterneustadt stammte aus dem Jahr 2000 und folgte den Leitlinien der kritischen Rekonstruktion. Im Wesentlichen wurde dabei die städtebauliche Struktur, bzw. Fluchtlinien der Unterneustadt vor dessen Zerstörung im 2. Weltkrieg aufgenommen.

Daraus resultierte der Neubau der FuldaLofts.  Auf einem gemeinsamen Sockel aus dunkel gehaltenen Klinker ruhen die drei weiß verputzen Baukörper. Durch die besondere Lage an der Brücke und dem Fluss Fulda öffnet sich das Ensemble städtebaulich hin zum Wasser und wird zu einem angenehmen Maßstabsgeber als neuer Stadteingang in die Kasseler Innenstadt.

Auftraggeber: Lofthaus GmbH & Co. KG
Standort: Kassel
Leistungsphasen: 1 – 9
Größe: 6.267,4 m² BGF
Bauvolumen: 13.8 Mio.€
Leistungszeit: 2012 – 2020

Der Höchste Punkt liegt dabei knapp unter den Hochausrichtlinien. Der Businessneubau „OfficeLoft“ markiert an der Fulda als repräsentative Brückenkopfbebauung den Stadteingang zur Kasseler Innenstadt und dient gleichzeitig als Lärmschutzwand für die übrige Bebauung. Im Erdgeschoss ist das Gebäude zurückgesetzt: der entstehende Arkadengang leitet Fußgänger um das Gebäude zum Haupteingang des Bürogebäudes. Die Grundrisse sind für flexible Nutzungen offen gestaltet.

So befinden sich auf einigen Etagen klassische Büros mit einer kleinteiligen Raumnutzung als offene teamorientierte Grundrissstrukturen. Die beiden dahinter liegenden Gebäude sind zum Teil als Wohnungen, Büros und Praxen genutzt. Neben unterschiedlichen Hauptreingängen mit einer barrierefreien Erschließung befindet sich im gemeinsam genutzten Sockel Neben den Technikflächen eine Garage für die Nutzer. Von hier aus gelangt man ebenfalls in die einzelne Treppenhäuser sowie den Fahrstühlen in die entsprechenden Nutzereinheiten. Auf dem Sockel entsandt eine spannende begrünte Terrassenlandschaft, die als innerstädtisches Hochparterre den Bewohnern dient und den Blick auf die Fulda schweifen lässt.

Alle Gebäude der Fuldalofts entsprechen selbstverständlich den aktuellen Standard der ENEV. Darüber hinaus sind bei dem Projekt wesentliche Faktoren für eine nachhaltige Bebauung zu nennen:

Nachhaltige Stadtreperatur:
Der erste Aspekt betrifft den  Prozess der Stadtreperatur. So erfolgte die gesamte Bebauung der Unterneustadt nach dem Prinzip der kritischen Rekonstruktion der des früheren Stadtgrundrisses unter den Einfluss von Dieter Hoffmann-Axthelm. Dieses Prinzip findet sich auch bei den Fuldalofts wieder. Das Gedächtnis der Stadt wird dabei nicht eins zu eins rekonstruiert, sondern in seiner städtebaulichen Ausprägung neu interpretiert. Nachhaltig daran ist vor allen, dass man auf frühere Stadttypologien und Stadtgrundrisse zurückgreift und dadurch ein neues Gefüge gestaltet, welches den Proportionsmaßstab und die Identität der historisch gewachsenen Stadt weiterentwickelt ohne diese zu kopieren.

Nachhaltige Projektentwicklung im Dialog
Das Projekt der Unterneustadt begann bereits im Jahr 1996 – ein Beitrag zu nachhaltiger Stadtentwicklung und Planungskultur in Kassel zeigt sich in der Puplikation „So baut man Stadt. Wege zur Unterneustadt“. Herausgeber: Magistrat der Stadt Kassel, Uli Hellweg. Beispielhaft wird darin u.a. das Verfahren einer dialogorientierten Projektentwicklung mit unterschiedlichen Akteuren beschrieben. Das Planen und Bauen im Dialog wurde ebenfalls zum Vorbild der Projektentwicklung für die Fuldalofts. Jegliche Kommunikation mit unterschiedlichen Akteuren erfolgte sehr offen und transparent. Neben zahlreichen konstruktiven Dialogen mit der Stadt Kassel und den Nachbarn in der Unterneustadt erfolgte der Entwurf für das Projekt. Interne Workshops, intensive Gespräche mit den künftigen Eigentümern sowie das Engagement aller Beteiligter führten zu einem dynamischen und dialogorientierten Prozess, an dessen Ende ein Städtebauliche Modell stand, das von allen Akteuren Zustimmung fand. Diese Art des Umgangs, des Zuhörens, das Achten auf  die Belange Dritter sehen wir als einen der wichtigsten Baustein einer nachhaltigen Stadtentwicklung und Planungskultur.

Nachhaltige Gebäudestrukturen
Alle Bereiche, sowohl Wohnen als auch Gewerbe besitzen eine sehr flexible Grundstruktur. Dies ermöglicht es auch künftig,  auf individuelle Nutzungsformen einzugehen. So wurde bereits nach Baugenehmigung deutlich, dass sich im Hauptbaukörper entlang der Leipziger Straße neben den Büroflächen 4 Wohnungen geplant werden mussten. Dies war auf Grund der flexiblen Struktur ohne weiteres möglich. Künftig können diese auch wieder zu Büros ungenutzt werden. In der Bauphase entstand bei dem den Holzmarkt zugewandten Wohnblock der Bedarf für 2 Gewerbeeinheiten, dem ebenfalls baulich entsprochen werden konnte. Teilweise wurden auch übereinanderliegende Geschosse über interne Treppenverbindungen zusammengelegt, um individuelle Bedarfe zu berücksichtigen.  Bei dem Wohngebäude hin zur Flusseite ist im ersten und zweiten Geschoss eine galerieartige Bürostruktur realisiert. Durch den nachträglichen Einbau von Wandschotts lassen sich hier ebenfalls maisonetteartige Wohnungen realisieren. Bei der Projektentwicklung war es von Anfang das Bestreben, dass die Strukturen sehr flexibel sind und sich ändernden Bedarfen leicht anpassen können. Somit können diese auch künftig nachhaltig auf neue Nutzungsformen reagieren.

© Fotografien: Christian Ebenkamp