Sanierung Ständehaus Kassel
Das von Julius Eugen 1836 erbaute Ständehaus in Stil der italienischen Hochrenaissance ist das älteste Parlamentsgebäude in Hessen und diente als Sitz der Ständeversammlung. Der Innenraum war mit einer Reihung von Atrium, Vestibulum und Impluvium an repräsentative italienische Hallenbauwerke angelehnt.

Nach der Kriegszerstörung im zweiten Weltkrieg erfolgte der Wiederaufbau durch den späteren documenta-Gründer Arnold Bode und seinen Bruder Paul Bode. Die Brüder Bode setzten bei den Architekturelementen des Ständesaals mit seinem großzügigen Oberlicht und der Wandgestaltung bis hin ins Detail auf die unprätentiöse Architektur der Nachkriegsmoderne. Heute wird das Ständehaus in Kassel durch den Landeswohlfahrtverband genutzt. Im Laufe der Jahre erfolgten zahlreiche Ein- und Umbauten innerhalb des Gebäudes. Ziel der Sanierungsaufgabe, bzw. der Grundinstandsetzung des Ständehauses war eine Wiederherstellung der ursprünglichen Strukturen in Verbindung mit wenigen, jedoch gezielt eingesetzten neuen Materialitäten und Oberflächen. Im Innenbereich wurden gemeinsam mit dem Denkmalschutz die Farbfassungen, bzw. Schichten analysiert und erneuert. Durch nachträgliche Deckeneinbauten verdeckte Oberlichter wurden freigelegt, was eine verbesserte Tageslichtnutzung und Orientierung im Gebäude ermöglicht. Der Foyerbereiche im Erd- und Obergeschoss wurde ebenfalls zurückgebaut, so dass dieser Bereich wieder als wahrnehmbare räumliche Einheit verbunden ist. Durch die vielschichtige Überlagerung unterschiedlicher Epochen und Architekturen, war bei der Sanierung eine sehr differenzierte Betrachtungsweise erforderlich, welche die einzelnen baulichen Zeitabschnitte gegenüberstellte und diese für den Betrachter ablesbar macht und neue Oberflächen wie z.B. den schwarzen Gussasphaltboden im Foyer selbstverständlich in die sanierten Räume integriert.
Das frisch sanierte Gebäude wurde von der künstlerischen Leitung der documenta (13) zum zentralen Forum für Diskussionen und Künstlergespräche und fungierte als Sitz des internationalen Pressezentrums.

Auftraggeber: Landeswohlfahrtsverband Hessen
Standort: Kassel
Leistungsphasen: 2 – 8
Größe: 3.600m² BGF
Bauvolumen: 3,5 Mio. €
Leistungszeit: 2009 – 2011

© Fotografien: Steffen Spitzner
© Historische Aufnahme: Landeswohlverband Hessen